Am Wochenende haben die Klimaaktivisten von Letzte Generation mit einer Protestaktion im Museum Barberini in Potsdam Schlagzeilen gemacht. Dabei haben sie eines der Gemälde aus Monets Sammlung Meules (Getreideschober) mit Kartoffelbrei übergossen. Im Anschluss daran hielten die Aktivist*Innen eine Ansprache. Das Ganze kann man auf ihrem Twitteraccount anschauen:
Beide Anhänger der Letzten Generation kleben sich daraufhin mit je einer Hand an der Wand unter dem Gemälde fest. Die junge Aktivistin Mirjam Herrmann macht die folgende Ansprache an das Museumspublikum:
Menschen hungern, Menschen frieren, Menschen sterben. Wir sind in einer Klimakatastrophe. Und alles, wovor ihr Angst habt, sind Tomatensuppe oder Kartoffelbrei auf einem Gemälde. Wisst ihr, wovor ich Angst habe? Davor, dass die Wissenschaft sagt, dass wir 2050 unsere Familien nicht mehr ernähren können. Braucht es Kartoffelbrei auf einem Gemälde, damit ihr zuhört?
Die Museumsaufsicht stoppt schließlich die Aufnahme. Laut Museumsstatement vom 23. Oktober wurde das Gemälde von Monet, das mit einer Glasscheibe gesichert war, einer eingehenden Prüfung unterzogen. Es sei nicht beschädigt und könne ab Mittwoch wieder ausgestellt werden.
Wieso dieses Gemälde?
Monets Gemälde ist Teil einer Gemäldeserie aus dem Jahr 1890/91. Es erzielte 2019 einen Auktions-Weltrekord, bei dem es laut Art in Words für 110.747.000 US-Dollar ersteigert wurde. Das sind umgerechnet 98 Millionen 797.399 Euro. Wenn man sich den Hintergrund des Bildes und der darauf dargestellten Objekte anschaut, wird deutlich, warum die Aktivisten das Bild ausgewählt haben.
Die Getreideschober stellten „den Ertrag und die Anstrengungen bäuerlicher Arbeit dar“. Wenn sich also das Klima weiterhin so ändert, wie es die letzten Jahre zeigen, die Polkappen schmelzen und die Durchschnittstemperatur auf über 3° C ansteigt, so führt das zu mehr Hitzerekorden. Diese führen zur Austrocknung der Felder und können so zu einer globalen Hungerkrise führen. Eine Welt, in der solche Getreideschober nicht mehr existieren können.
Reaktionen auf den Vorfall
Attacke, Verunreinigung: Die meisten regionalen und nationalen Zeitungen und Zeitschriften wählen eine deutlich wertende Sprache, wenn sie von dem Vorfall berichten. So auch Ortrud Westheider, Direktorin des Museums Barberini:
Ich bin erleichtert, dass das Bild keine Schäden davongetragen hat […] Bei allem Verständnis für das drängende Anliegen der Aktivisten angesichts der Klimakatastrophe bin ich erschüttert über die Mittel, mit denen sie ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen suchen.
Sowohl Politiker der SPD, als auch jede der FDP und der Grünen kritisierten die Aktion in scharfen Worten, Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) spricht dabei von „Kulturbarberei“. Lediglich die linke Intitiative Stadt für Alle zeigt auf ihrem Twitteraccount Verständnis für die Letzte Generation.
Das ist bereits der zweite Vorfall in neuerer Zeit, bei dem Klimaaktivisten Kunstwerke nutzen, um sich Gehör zu verschaffen. Neben Kartoffelbrei auf Monet hatten am 14. Oktober Mitglieder der britischen Organisation Just Stop Oil Tomatensuppe auf ein Bild von van Gogh gekippt.
Dieser Artikel wurde ursprünglich von Anton Dechand für Secret Berlin verfasst.