An manchen Klischees ist etwas Wahres dran, und das trifft auf die Hessen und den Apfelwein definitiv zu. Manche bezeichnen ihn sogar als das hessische Nationalgetränk – in Frankfurt ist es in diesem Sinne keine Ausnahme – und er ist seit vielen Jahrhunderten zu einem festen Bestandteil der regionalen Kultur geworden. So sehr, dass es keine große Überraschung war, als der Äppler letzte Woche zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands erklärt wurde.
Das „Stöffche“: ein Getränk, das Gemeinschaft schafft
Dies wurde nach einem Treffen der Kultusministerkonferenz und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien bekannt gegeben. Demnach hat sich die Apfelweinherstellung zu einer „identitätsstiftenden Kultur“ entwickelt. Mit anderen Worten: Die Fertigkeiten rund um den Anbau von Streuobstwiesen und die Herstellung von Apfelwein sind zu einem Wissen geworden, das in den Familien und Gemeinden, die sie anbauen, über Generationen weitergegeben wird. So hat sich rund um die Herstellung von Apfelwein ein kulturelles Erlebnis entwickelt – das deutlichste Beispiel sind die Apfelweinfeste.
In diesem Sinne wies Christoph Wulf, Vorsitzender des Expertenkomitees Immaterielles Kulturerbe in Deutschland und Vizepräsident der Deutschen Unesco-Kommission, darauf hin: „Wenn wir unser Wissen und unsere Fähigkeiten miteinander teilen, schaffen wir Gemeinschaft“. Wulf betonte auch: „Immaterielles Kulturerbe ist gelebter Dialog. Es bringt Menschen zusammen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, ist von Traditionen geprägt und doch im Wandel begriffen. Unser kulturelles Erbe entfaltet seine größte Kraft dort, wo es im Austausch mit der Gesellschaft steht, wo Erfahrungen und kulturelle Praktiken nicht nur bewahrt, sondern fortgeschrieben werden.“
So wurde „Ebbelwoi„ in das Bundesregister des immateriellen Kulturerbes mit mittlerweile 131 Einträgen aufgenommen. Dazu wurden auch die Trakehner Zucht, der Willibaldsritt in Jesenwang und das Brieftaubenwesen eingetragen. Auf jeden Fall ist diese Hommage an den Äpple ein mehr als guter Grund, den Bembel zu füllen.